BRIEF #82
Liebe S., Dein A.
Liebe S.,
das Leben ist zu kurz für schlechte Burger.
Habe ich gelesen.
Wieder eine Werbebotschaft.
Bisher dachte ich immer, das Leben sei nur zu kurz für schlechten Wein.
Aber wer vermag das Maß zu bestimmen. Was ist über kurz oder lang kurz oder lang? Und was ist besser, ein kurzes gutes Leben oder ein langes schlechtes? Ist es am Ende immer zu kurz?
Und wenn es schon zu kurz ist, sollte man seine Zeit dann überhaupt mit dem Verzehr von Burgern vergeuden? Oder nicht besser was Ordentliches zu sich nehmen? Aber was sollte man überhaupt anstellen mit dem verbleibenden Rest des Lebens? Und wieviel Zeit bleibt wohl noch?
An einem hundsgewöhnlichen Burger verweilt man sich in etwa fünf Minuten. Dafür geht mir der Spruch nun schon viel zu lange im Kopf herum. Ein kleiner Satz nur und schon könnte man die ganze Welt zerdenken.
Wie dumm für den Werbetreibenden, dass ich mir vor lauter Botschaft im Vorbeifahren nicht einmal seinen Namen merken konnte. Das hat der Sportartikelhersteller Reebok, zugegebenermaßen mit ganz anderen Mitteln, Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrtausends besser gemacht und einen Slogan in die Welt gedonnert, der bis heute seinen Platz in meiner Schatzkammer der Worte hat: Life is short, play hard.
Etwas leer,
Dein A.
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