BRIEF #81
Lieber A., Deine S.
Lieber A.,
ich habe in den letzten Wochen dreimal geträumt, dass der Hund beim Spaziergang im Wald gestorben ist.
Das war ganz furchtbar. Entweder ist er schwer gestürtzt oder er war verschwunden und ich habe nach langem Suchen im Unterholz den Leichnam gefunden, es war immer dramatisch und furchtbar traurig. Im Traum habe ich dann laut schluchzend geweint und davon bin ich auch dreimal aufgewacht.
Die Träume haben mir keine Ruhe gelassen und ich habe mich sehr schuldig gefühlt. Ich dachte, wenn der Hund jetzt stirbt, dann rein und allein, weil ich es geträumt habe. Ich habe das Schicksal eines Lebewesen besiegelt, durch penetrantes Träumen von dessen Tod!
Irgendwann am Tag, habe ich mich dabei erwischt, wie ich auf Traumdeutungsseiten suchte, was dahinter stecken könnte, dass ich solch horrormässige Träume und zwar gleich in Serie hatte?
Die Ausbeute ging von Verlust von engen Freunden, meiner Sexualität bis hin zu großen Lebensveränderungen, die sich ankündigen. Ich war erleichtert. Ich hatte mit meinen Träumen also nicht das baldige Ableben meines Hundes besiegelt, sondern befinde mich lediglich in einer Phase, in der ich enge Freunde oder meine Sexualität verliere oder eben sich große Lebensveränderungen abspielen. Puh. Glück gehabt, dachte ich erst einmal.
Jetzt schlage ich mich mit den nächsten Gedankenbergen herum.
Und Du? Träumst du?
Pass auf Dich auf
Deine S.
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Ein fiktionalisierter Briefwechsel über den Tod und das Sterben von Andreas Kaufmann und Sabrina Zwach