BRIEF #54
Lieber A, Deine S
Lieber A.,
gerade komme ich aus dem Wald. Ich habe meine Routinen und so habe ich auch Lieblingswege in meinen Lieblingswäldern und auf den Lieblingswegen in meinen Lieblingswäldern habe ich auch jeweils Lieblingsbäume.Ich habe mir gedacht, dass ich an einem solchen Baum gerne beerdigt würde. Ein selbst ausgewählter Baum im eigenen Garten wäre noch schöner, aber dafür bräuchte ich ja einen Garten.Mein Lieblingsbaum im Wald wächst und lebt und bildet Jahresringe, so wie ich, er trägt buntes Laub im Herbst. Er spendet Schatten und sieht gut aus. In einem solchen Lieblingsbaum würde ich nach meinem Tod gerne weiterleben,. Könnte der Baum meine Asche über seine Wurzeln aufnehmen? Das wäre doch auch ein ganz persönlicher Ort für meine Angehörigen?
Sofort habe ich recherchiert und festgestellt: Die Bestattung mit Erinnerungsbaum wird immer beliebter. Die Asche des verstorbenen Menschen wird dazu in eine spezielle Baumschule überführt und mit Muttererde vermischt. Anschließend wird sie von den Wurzeln eines jungen Wunschbaumes aufgenommen. Es stehen zehn unterschiedliche Baumarten zur Auswahl, darunter Ahorn, Rotbuche, Magnolie und Japanische Blütenkirsche. Nach ein paar Monaten Wachstum ist der Erinnerungsbaum pflanzfertig und wird den Angehörigen übergeben. Dann kann er am Wunschort eingepflanzt werden und weiter wachsen.Ist das nicht toll?
Ich bin ganz aufgeregt, weil ich mir vorstellen kann, dass ich nun meine Bestattungsart gefunden habe.
Pass auf dich auf!
deine S.
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Ein fiktionalisierter Briefwechsel über den Tod und das Sterben von Andreas Kaufmann und Sabrina Zwach