Lieber A.,

ich schreibe Dir aus Los Angeles. Ich stehe an der Stelle, wo im September 1781 elf Familien aus mexikanischen Staaten eine kleine Stadt gründeten und ihr einen Namen gaben. Sie wurde  El Pueblo de la Reina de Los Angeles genannt, was die Stadt der Königin der Engel bedeutet. Der Ort vergrößerte sich schnell, viele Gutsbesitzer bauten dort ihre Häuser. Heute zeigt sich die Stadt in einem anderen Licht. A propos Licht, das ist vielleicht das Beeinduckendste an Los Angeles: Das Licht. Vielleicht genau deshalb ist es die Stadt des Films und des Glamours, der (zumeist weißen) Amerikaner, der Unterhaltungsidustrie, des Geldes. Mexikaner sind hier mittlerweile diejenige, die man als Servicekräfte sieht. Sie fahren riesige Pickups und sind für die Gärten der Hausbesitzer und Hausbesitzerinnen zuständig. Gärten, die im Übrigen nur gepflegt, nicht genutzt werden. Die Stadt der Königin der Engel hat nichts mit Transzendenz zu tun. Keine Königin, aber viele kleine Schlösser, Tasächlich sehen viele Häuser aus, wie kleine oder auch obszön große Palazzi. Kein Engel weit und breit, so weit ich es sehen kann. Ich frage mich unterdessen viel mehr was die Engel über dieses irdische Leben denken? Denken Engel? Vielleicht ist der Film, ehemals ein belichtetes Stück Kunststoff, das vermittels Licht zu einem bewegten Bild werden kann, die Sprache der Engel? Sprechen Engel? Träumen Engel? Und wo ist ihre Königin heute beheimatet?

Weißt du es?

Deine S.

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