Liebe S.,

ein Mann hockt auf Trümmern. Staubig und grau. Sein trostloser Blick geht ins Nichts. Er trägt einen signalorangenen Allwetteranorak. Die rechte Hand hat er in der Jackentasche vergraben. Mit der linken hält er ein kleinere weiße Hand, die unter eine großen Betonplatte herausragt. Beide Hände ruhen auf einer zerschundenen Matratze.

Dieses Bild ging heute um die Welt. Es ist eine Aufnahme aus dem Unglücksgebiet im türkisch-syrischen Grenzraum, in dem Erdbeben in den vergangen Tagen so viele Menschenleben gekostet haben. Im großen Szenario der Verwüstung und Hoffnungslosigkeit geht diese Nahaufnahme tief. Das Intime wird öffentlich gemacht. Und mit gutem Grund kann man sich fragen warum.

Das Bild zeigt einen Vater, der die Hand seiner toten Tochter nicht loslassen will. Nicht loslassen kann.

Vater und Tochter. Ich würde es nicht anders tun wollen. Nicht anders können.

Wenn dieses Foto für etwas gut sein sollte, kann es uns vor Augen führen, dass wir einander die Hand halten sollten, wann immer es möglich ist. Solange wir leben.

Geerdet,

Dein A.

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