BRIEF #17
Lieber A, Deine S
Lieber A.,
heute schicke ich Dir ein kleines Gedicht, das ich geschrieben habe, nachdem mein Schwiegervater gestorben ist.
Es ist schon ein paar Jahre alt und ich wußte nicht mehr, dass es „Wartezimmer" heißt.
In den Momenten, in denen das Trauern und die Traurigkeit allzu präsent sind, habe ich das Gefühl, im Wartezimmer zu sitzen.
An anderen Tagen, kann ich mit dem Bild gar nichts anfangen. Tagesform. Wie alles.
Ich schicke Dir viele liebe Grüße.
Pass auf Dich auf!
Deine S.
Wartezimmer
Wir knien, liegen sitzen auf dem Boden,
neben dem Toten.
Wir weinen, denken nach, nehmen ihn in den Arm,
er ist noch warm.
Wir sehen ihn an, diese neue und tote Gestalt,
jetzt ist er kalt.
Wir hören ihn in uns, seine Stimme, sein Leben, wie ein Akkord,
jetzt ist er fort.
Jetzt ist er in uns, mit uns, überall und immer,
wir verlassen ihn und das Totenzimmer,
gehen in Gedanken an ihn ohne Adé,
jetzt tut es weh.
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Ein fiktionalisierter Briefwechsel über den Tod und das Sterben von Andreas Kaufmann und Sabrina Zwach