Directors Notes
“Sind die Muster in meinem Leben nur mein Problem? Oder geht das über mich hinaus?”
Dieser Film hat seinen Ausgangspunkt in einer sehr persönlichen Fragestellung. Unsere These ist, dass sich aus unserer privaten Setzung, Haltung, Analyse, Verzweiflung die Brisanz des Themas speist. Wie kann es sein, dass wir bei all dem Bewusstsein, nach einer ganzen Lebensspanne auf dieselben Gender-Dilemmata treffen?
Natürlich sind unsere Karrieren entsprechend unserer Rollenprägung verlaufen. Wir sind weit gekommen, aber haben als Frauen dennoch immer Spezial Nischen gesucht und bespielt. Auf der anderen Seite findet sich die Lebenserfahrung der Männer wieder, die ebenso bedingt und nur anteilig sein darf. Wie lebt es sich als mehrfacher Vater, wenn man immer noch überrascht in der care-Arbeit wahrgenommen wird? Wieso konnten wir das nicht umdrehen und wie geht es der neuen Insta-Bild-tiktokenden Generation?
Oper ist die überindividuelle maschinelle Kunstform. Hier ist alles Apparat. Wenn der erledigt ist, so ähnlich äußert sich einer der Protagonisten, beginnt die Kunst. Ein Ort, der uns gerade in seiner Widersprüchlichkeit angezogen hat, um die übliche Polarisierung der Geschlechterrollen zu unterlaufen. Können wir durch die Rückschau in die Konvention, durch die Umstülpung der Mittel, einen neuen Anfangsfaden finden?
In der Welt von blonden Wagnerperücken und Hosenrollen ist die Geschlechterwelt im über deutlichen Kostümfundus angelangt. Und in diesen Kosmos begeben wir uns - wir stehen als Protagonisten selbst vor der Kamera. Stellen uns aus. Stellen unsere Lebenswelten in den Kontext der Frage. Die theatralen Elemente dieses Films sind wie ein utopischer, verrückter, die Realität verlassender Moment. Wir bedienen uns mit großer Freiheit, da unbefangen, an den Mitteln der Oper. Wir wollten einen Film auf Messers Schneide collagieren, in dem sich mehrere Kunstformate treffen - weil diese Collage genau unserem Thema entspricht. Aus welchen Gewerken sind wir geschneidert, wie können wir uns mosaikartig einen Überblick und Ausweg verschaffen?
Wir wollten einen Essayfilm, der gleichzeitig all das ist: entertaining, persönlich, Bild intensiv, Kunsttext lastig, improvisiert, dramaturgisch feinteilig, dokumentarisch, schmutzig, mit Handys und aus der Hand gedreht - weil jede Beschreibung, jedes Bild, jedes Musikstück Teil der Lösung und des Problems ist.
Projekte
The Making of Blond Film
- Gesine Danckwart
- Fabian Kühlein
- Sabrina Zwach
- Julia Milz
- Thomas Kürstner / Sebastian Vogel
- Burkhard Ulrich / Jörg Schörner
- Johanna Meyer
Ein musikalischer Essayfilm von Chez Company in Kooperation mit der Deutschen Oper Berlin // A musical essay film by Chez Company in cooperation with Deutsche Oper Berlin