Liebe S.,

die Sache mit den Pilzsärgen hat sich spannend angelesen. Living Cocoon. Aus einer Erfindung wird eine Geschäftsidee wird vielleicht ein Erfolg.

Auf der Messe ‚Leben und Tod‘ war Bob Hendrikx mit seinen Produkten allerdings nicht vertreten. Das weiß ich so genau, weil ich dort war. Jede Branche hat Ihre Leistungsschau. Es gibt Messen für Autos und für Boote, für Games und für Möbel, für Bücher, für Kulinarisches. Und eben eine für alles rund um den Tod. Denn auch der ist natürlich ein Geschäft. Ein todsichereres sogar, möchte man sagen.

In den Vortragsräumen Feldberg und Kandel, eine Etage höher, finden Fachseminare statt. Unten in der Halle tummeln sich die Besucher zwischen den Ständen der Aussteller. Gegen Mittag wird es voller.

Ich habe meinen kindischen Die-Ärzte-Hoodie angezogen, auf dem ‚Ich bin nicht allein‘ prangt. Trotzdem fühle ich mich zunächst so und finde, grade erst recht, Schutz unter einer FFP2-Maske.

Da sind Bestattungsunternehmen, fast schon klassisch. Ein Trauerrednercampus wirbt um Schüler. Anbieter, die den Abschied gestalten wollen, setzen sich in Szene. Ein trauernder Clown, stilecht mit roter Nase, weiblich.

Es werden handgefertigte Holzurnen aus dem Schwarzwald angepriesen. Und Konfetti bietet die Erstellung einer individuellen Filmbotschaft an, in der man die Hauptrolle auf seiner letzten Reise spielen und der Nachwelt mitteilen kann, was man noch gerne sagen möchten. Was dabei wohl rauskommt?

In einer Ecke, gleich neben der Café-Insel, findet sich ein Sarg zum Probeliegen. Ein Mann macht es sich gemütlich. Die Gaffer sind gespannt wie lange der Deckel wohl geschlossen bleiben wird. Ich will in Schuhen aufgebahrt werden. Nur in Strümpfen ist nicht würdevoll.

Ein paar Gänge weiter steht der Wünschewagen parat. Der will Menschen helfen, eine letzte ersehnte Destination zu erreichen. Und an einem Stand aus den Niederlanden kannst Du für teures Geld inszenierte Beerdigungsszenen aus Lego erwerben.

Auf der Toilette fragt mich einer, ob die Arbeitsergebnisse gelungen seien. Ich wundere mich nicht mal und bejahe.

Kinder und der Tod ist ein buntes Thema für kleine und große Leute. An der Bücherauslage wie auf den Leinwand. Da ich mich damit schon seit geraumer Zeit beschäftige, notiere ich : To be continued.

Und natürlich Erinnerungskultur. Erinnerungskultur überall. Auf dass bloß keiner vergessen wird. Hirntod darfst Du nicht sein, um hier den Überblick zu behalten.

Ich habe genug. Das Wetter draußen vor dem Messehalle ist ungemütlich. Wieder was dazugelernt. Und was mache ich jetzt draus ?

Schon wird die nachfolgende Messe ‚Mein Hund’ angekündigt. Die werd ich nicht besuchen. Schließlich habe ich ja keinen. Wäre eher was für Dich.

Von Herzen,