BRIEF #107
Liebe S., Dein A.
Liebe S.,
ganz sicher sehnen wir uns alle nach Trost. Er hilft uns in schweren Momenten. Er stärkt uns wenn wir lernen müssen, mit Verlusten zu leben. Trost kann uns sogar bewegen wenn wir untröstlich sind.
Wie wertvoll kann es sein, zu wissen, dass da jemand an Dich denkt. Oder Dir zuhört. Für Dich schweigt oder Dir Worte mit auf den Weg gibt.
Ganz besonders fühlbar sind Umarmungen. Das durfte ich zuletzt nach dem Tod meines Vaters erfahren. Viele Menschen haben mich gedrückt. Ich habe unzählige Bilder dieser Körperlichkeit im Archiv meines Gedächtnisses verwahrt. Eine ehrliche Umarmung geht ganz nahe. Und kann wundersame Kraft verleihen.
Was in besonders großen, tiefen Momenten stark machen kann, greift auch im täglichen Leben. Im Kleinen. Bei den Kleinen. Kinder können so herzzerreißend traurig sein. Die Tränchen, die fließen, wenn es vor dem Schulhaus ans Abschiednehmen geht und es an diesem Tag einfach nicht leicht fallen will, wiegen schwer. Da hilft nur Drücken und Halten. Das wirkt Wunder. Und spendet beiden Trost.
So schließe ich heute wie es Franzosen gerne schrieben:
Je t‘embrasse,
Dein A.
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Ein fiktionalisierter Briefwechsel über den Tod und das Sterben von Andreas Kaufmann und Sabrina Zwach