BRIEF #100
Liebe Leser*innen, S. & A.
Liebe Leserinnen und Leser!
Heute schreiben wir nicht uns, sondern Ihnen und Euch.
Es ist unser 100. Brief.
Viele haben mitgelesen und sich bei uns gemeldet.
Viele haben geschrieben, dass die Briefe zu wöchentlichen Begleitern geworden sind. Darüber haben wir uns gefreut. Wir wollen uns bedanken.
100. Was für eine Zahl?
Sofort denken wir:
Wollen wir 100 Jahre alt werden und wenn ja, wie?
Was ist in 100 Jahren?
Wie wird die Welt aussehen und wird es noch Briefe geben?
Wird es die Post noch geben?
Werden wir noch in vielen Sprachen kommunizieren?
Wir werden auf jeden Fall weiterschreiben und spiegeln nun bei der 100. Ausgabe einmal, welche Rückmeldungen es gab.
Eine Leserin schrieb uns:
"Ich bin lange um eure Briefe herumgeschlichen und dann habe ich doch angefangen sie zu lesen. Erst einen, dann noch einen, dann konnte ich gar nicht aufhören. Auch wenn mich immer wieder das Gefühl beschleicht, einen privaten Briefwechsel ungehörig mitzulesen. So viel veröffentlichte Intimität. Und dann vergesse ich das wieder und bin ganz Leserin. Ich lese. Schaue. Halte inne. Atme. Manchmal weine ich. Es steht alles drin, was ich brauche, um das Thema zu ertragen."
Ein Leser schrieb:
"Ich finde euer gemeinsames Projekt des Briefeschreibens ganz wichtig und vor allem künstlerisch sehr besonders. Jetzt traue ich mich, selbst über das Thema zu schreiben. Ihr habt eine Tür geöffnet!"
Eine andere Leserin schrieb:
"Mein Vater ist während der Corona-Pandemie gestorben und ich konnte nicht bei ihm sein. Ich habe Eure Briefe gelesen, wie kleine Gebete und Mutmacher, sie haben mich oft an dunklen Tagen über Wasser gehalten."
Ein Leser antwortete uns:
"Auf jeden Fall ist das Nachdenken über die Endlichkeit, das Woher ? Wohin ? Warum?, auch bei mir ein Stetiges. Das Leben gehört immer von Neuem angenommen, es fordert ja eine Position von (denkenden) Menschen. Und es ist zwar lang genug, aber auch früh genug aus."
Von einer Leserin kamen folgende Zeilen:
"Ich bin in die ersten Tiefen der Briefe eingetaucht und ringe nach Luft. Meine Gedanken werden von der Welle des erhöhten Herzschlags durcheinandergewirbelt. Trotz des Durcheinanders breitet sich nach einigen stillen Minuten und einigen Briefen später eine friedliche Ebbe über meine ganze Seele aus und hüllt sie ein. Die neu erworbenen Gedanken um den Tod lassen das ganze Durcheinander wieder friedlicher hinuntersinken in die Tiefer der Gefühle des Eisbergs. In die Region, in die man Gefühle schickt, die man nicht fühlen will. Warum?"
Und ein Leser schrieb:
"Eure Texte empfinde ich als sprachlich auf allerhöchstem Niveau. Mein Kompliment. Das Thema ist ja wirklich von vielen Tabus überschattet und ich finde großartig, dass Ihr dagegen anschreibt."
All diese und zahlreiche weitere Reaktionen, (hand)schriftlich wie mündlich, haben ebenso etwas mit uns gemacht, wie das Schreiben der Briefe selbst.
Der Mut, sich auf das Abenteuer dieses Briefwechsels einzulassen, wird belohnt, wenn solche Worte zurückkommen.
Erst in der Rückschau wird einem gewahr, dass das tiefe Schreiben über das Ende einen Sinn stiften kann.
Etwas Schöneres kann es kaum geben.
Danke,
S. & A.
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Briefe vom Anfang über das Ende
- Andreas Kaufmann
- Sabrina Zwach
- Luise Wilhelm
Ein fiktionalisierter Briefwechsel über den Tod und das Sterben von Andreas Kaufmann und Sabrina Zwach