Mit CHEZ COMPANY arbeite ich gerade an unserem Projekt "SAY IT", in dem wir uns mit Kommunikation und Digitalität beschäftigen.

Zunächst mal muss ich fragen, welche Kommunikation, mit wem? Also unsere, projektinterne, oder wir mit Projektpartner*innen oder wir mit unserem Publikum oder wir individuell überhaupt mit allen?

In den letzten Jahren habe ich viel digital kommuniziert und fühle mich auch nicht komplett unwissend und doch beschleicht mich die Gewissheit, dass ich aus der Kommunikation auf sozialen Netzwerken absolut raus bin. DIGITAL NATIVES bewegen sich im Kontext der sozialen Netzwerke, wie Fische im Wasser und ich bewege mich da, wie ein Fisch im Aquarium (maximal), dem von den anderen Fischen zugesehen wird, wie schräg er also ich schwimmt. Soziale Netzwerke sind nicht der digitale Raum, aber sie beherrschen ihn zunehmend.

Reine Information kann ich versenden, im Sozialen Netzwerk geht es aber nicht um Information, eh klar. Aber selbst wenn es um Information ginge, hätte ich noch ein Problem und das liegt im Bereich der sinnverstehenden Deutung der Informationen des Gegenübers - eigentlich müsste es heißen der unendlichen vielen Gegenüber. Das Problem ist für mich, dass die mediale Aufmerksamkeitskultur auf Emotionalisierung (Hunde), Personalisierung (Selfies) und Dramatisierung (Krasser Scheiss, der da irgendwo passiert) setzt. Alles immer Jetzt, Hier und in diesem Moment. In einer Woche interessiert sich niemand dafür.

Mein Eindruck ist, dass der digitale Kapitalismus und damit einhergehend die Kommerzialisierung sozialer Beziehungen und kultureller Bereiche so weit fortgeschritten sind, dass man da mit emanzipatorischen Projekten oder dem Schärfen einer Deutungskompetenz von Inhalten nicht mehr beikommt. Und: Es gibt natürlich unendlich viele Darstellungen, bei denen mir jegliche Deutungskompetenz fehlt (weil ich zu alt bin). Was ich aber verstehe ist, dass Finanzinvestoren digitale Technologiegiganten zu den teuersten Firmen der Welt gemacht haben: Apple, Google und Microsoft. Das heißt ja auch, dass dort am Meisten Geld zu holen ist. Das bedeutet, dass sich Arbeit verändert und zwar im analogen Raum. Mit Arbeit lässt sich heute weniger Geld verdienen als noch vor 10 Jahren. Selbst mit Geld lässt sich kein Geld mehr verdienen. Wenn also der digitale Raum alles, was dort stattfindet kapitalisiert, will ich da als Kulturschaffende nicht rein. Eh klar!

Leider nein!

Da ich eben im kulturellen Bereich - in der Kunst - arbeite, interessiert mich der digitale Raum auf 3 Ebenen: 1. als künstlerisch relevanter und zu bespielender Raum und 2. als Raum, in dem ich mit meinem Publikum kommuniziere und 3. als Ort, an dem ich sehen kann, was andere Künstler*innen treiben.

Wenn ich mich also deshalb in sozialen Netzwerken bewege, muss ich diese verstehen. Ich muss die Logik verstehen, den Humor kennen. Ich muss wissen, wie man was postet (ganz einfach), aber auch, wo das Spielerische, wo das Künstlerische, wo das Politische einsetzt. Dafür muss ich mich jetzt damit beschäftigen. Ich bin noch immer im Aquarium-Status und meine Praktikantin guckt von Zeit zu Zeit rein und klopft an die Scheibe und spricht in ihr Handy (vermutlich zu Gleichaltrigen):" Schau mal, das ist Sabrina, ganz süss, die denkt echt bestimmt auch, dass das das Meer ist...!"

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