BRIEF#65
Liebe S., Dein A.
Liebe S.,
wie es mir mit Weihnachten geht?
Die Kinder freuen sich wie verrückt. Schreiben Wunschlisten, plündern die Adventskalender und begeistern im Krippenspiel. Die Adventszeit ist Kinderzeit und ich versuche mich daran zu erfreuen.
Obwohl ich selbst dem Monat Dezember, diesem letzten des Jahres, diesem prachtvollen, mit einem gesunden Mistrauen begegne. Ungutes ereignet sich immer gerne in diesen finalen Wochen. Oft genug kurz vor dem Fest. Aber ich will lieber vorsichtig sein mit selbsterfüllenden Prophezeiungen.
Mit meiner Kleinsten schaue ich wieder und wieder den Grinch. Dieses grüne haarige Wesen, drunter steckt ein großartiger Jim Carrey, ist unser größter gemeinsamer Nenner in der Zeit vor den Festtagen. How the Grinch stole Christmas. Aber eigentlich will er ja nur die Geschenke stehlen. Der Grinch hasst Weihnachten. Und meine Tochter liebt den Grinch. Kinderaugen und Kindermund. Ich liebe meine Tochter.
Für mich war Weihnachten schon immer eine Kulisse von Heimkommen oder Hierbleiben oder Wiederverschwinden. Umarmungen und Erinnerungen. Um die Festtage herum überlappen sich viele Leben. Aber die Leben gehen weiter.
Auch wir beide haben uns im Dezember kennengelernt. A long long time ago. Dass wir uns immer noch daran erinnern, will ich dem Vielbesungenen hoch anrechnen.
Übrigens : Auch beim Grinch gibt es ein Happy End.
Ich wünsche Dir von Herzen Frohe Weihnachten,
Dein A.
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Briefe vom Anfang über das Ende
- Andreas Kaufmann
- Sabrina Zwach
- Luise Wilhelm
Ein fiktionalisierter Briefwechsel über den Tod und das Sterben von Andreas Kaufmann und Sabrina Zwach