BRIEF #28
Liebe S, Dein A
Liebe S.,
„eine Familientragödie in Niederbayern hat drei Menschen das Leben gekostet. Wie die Polizei am Donnerstag in Straubing mitteilte, habe man in einem Einfamilienhaus in Altfraunhofen (Landkreis Landshut) die Leichen eines 49-jährigen Mannes, seiner 61-jährigen Lebensgefährtin und seiner 83-jährigen Mutter entdeckt. Alle drei wiesen Schussverletzungen auf.
Der 49-Jährige rief den Angaben zufolge selbst bei der Polizei an und teilte den Beamten mit, dass sie in dem Haus "drei Tote abholen" könnten und legte auf. Danach war er für die Polizei nicht mehr erreichbar. In dem Einfamilienhaus entdeckten die Beamten daraufhin die drei Leichen.“
„Bei einem mutmaßlichen Familiendrama in Berlin sind drei Menschen ums Leben gekommen. In einer Wohnung im Stadtteil Friedrichsfelde, der zum Bezirk Lichtenberg gehört, wurden am Montag die Leichen einer 41-Jährigen und ihres zehn Jahre alten Sohnes entdeckt, wie die Polizei am Abend mitteilte.
Es deute drauf hin, dass der Vater, der nicht der Vater des Kindes sei, die beiden getötet habe. Der Mann stürzte sich den Angaben zufolge aus einem der oberen Stockwerke des Hochhauses.“
„In Eberdingen-Nußdorf (Baden-Württemberg) wurden ein Mann (35), eine Frau (33) und ein Mädchen (6) tot aufgefunden. Ein vierjähriger Junge musste mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus.
Die Ermittler gehen aktuell von einem Tötungsdelikt mit anschließendem Suizid aus: „Die Kriminalpolizei des Polizeipräsidiums Ludwigsburg hat bislang keine Hinweise auf eine mögliche Einwirkung Dritter erlangt.“
„Ein Vater aus Niedersachsen soll seine vier Kinder im Schlaf getötet haben. Der 36 Jahre alte Mann aus Ilsede stehe unter dringendem Verdacht, das zwölfjährige Mädchen und die Jungen im Alter von 5, 7 und 9 Jahren in der Nacht zum Freitag ermordet zu haben, teilte der Staatsanwalt in Hildesheim mit.
Die Kinder hatten Schnittverletzungen - ebenso wie ihr Vater, der sich das Leben zu nehmen versuchte. Der Mann kam mit schwersten Verletzungen in eine Klinik und wurde in ein künstliches Koma versetzt. Er hinterließ einen Abschiedsbrief.“
Immer wieder erfahren wir, ob wir wollen oder nicht, von schrecklichen Geschehnissen wie diesen. Die Pressezitate sind nur die erstbesten Ergebnisse einer Internetsuche zum Schlagwort ‚Familientragödie’.
Nachrichten wie diese berühren uns, greifen uns an, packen uns. Wohl noch mehr als die vielen andere furchtbaren Gräueltaten, von denen wir ständig hören und lesen müssen.
Unter der Fassungslosigkeit drängt gleich die Frage nach dem Warum hervor, die immer zur Stelle ist, wenn wir etwas ganz gar nicht verstehen können und wollen.
Warum tötet eine Mutter oder ein Vater seine Kinder? Warum bloß werden Familien ausgelöscht?
Zerbrochene Träume? Enttäuschte Gefühle? Angst vor der Zukunft ? Körperliche Gewalt? Zertrampelter Respekt? Dramatische Hilflosigkeit? Ungezügelter Hass? Hilflose Zermürbung?
Wer weiß? Ich finde grade keinen anderen Weg als dieses Stakkato.
Und mag nun auch schließen. Ich brauche jetzt was Lustiges. In den Kinderzimmern finde ich bestimmt was.
Bewegt,
Dein A.
Die markierten Textstellen sind aus : Stern, rp online, Der Westen, FAZ.
Letzter Brief:
Nächster Brief:
Projekte
Briefe vom Anfang über das Ende
- Andreas Kaufmann
- Sabrina Zwach
- Luise Wilhelm
Ein fiktionalisierter Briefwechsel über den Tod und das Sterben von Andreas Kaufmann und Sabrina Zwach